Bist du verrückt? Nach Israel zu reisen? Das ist gefährlich!
…ja, diese Worte waren es, die ich so häufig gehört habe. So kam es, dass dieses Land eigentlich nie auf meiner Reiseliste erschien. Warum auch, es liegt im Nahen Osten, in gefährlichen Gebieten, kein Mensch reist dorthin. Es grenzt an Libanon, Ägypten, Jordanien und Syrien. Gazastreifen und Westjordanland, wie oft hören wir das in den Nachrichten.
Als dann am Ostersonntag bei mir im Garten 10 cm Neuschnee lag und das nach 4 Monaten trübes, regnerisches Wetter, sehnte ich mich einfach nach 1 Woche Sonne. Nur wohin? Der nördliche Mittelmeerraum ist einfach noch zu unbeständig im März. Also habe ich einfach Tel Aviv
Was wusste ich von Israel? Nicht viel, außer das es warm, aber gefährlich ist. Also recherchierte ich ein bißchen. Was ich las, machte mir Mut. Da ich kein ängstlicher Mensch bin, packte ich meinen Rucksack, buchte mir einen Flug und… auf gehts.
Ankunft- Mein 1. Tag
Ich landete natürlich mitten in der Nacht, aber ich hatte Glück, der Sabbat (Ruhetag im Judentum) war schon vorbei. Keines der öffentlichen Verkehrsmittel fährt während des Sabbat, von Freitagabend bis Samstagabend. Nachdem ich mich am Flughafen mit etwas Bargeld eingedeckt hatte, suchte ich den Bahnhof, der sich direkt im Flughafen befinden soll. Wie praktisch. Da stand ich dann, am Ticketschalter und erklärte der Dame, dass ich nach Tel Aviv möchte. Super ist, dass man in Tel Aviv fast überall WLan hat. Das war auch für mich richtig gut, sonst hätte ich mich schlecht zurecht gefunden. Ich kann kein Hebräisch, weder reden, noch lesen. Ich wusste, wo ich umsteigen musste, fuhr also zu dieser Station und stieg aus, um 4.00 Uhr nachts. Nachdem ich gefühlte 10 Mal von einem Bahnsteig zum nächsten gegangen bin und bis auf die Putzkolonne, keinen Menschen entdecken konnte, auch kein Zug vor 5.00 Uhr weiterfuhr, beschloß ich den Bus zu nehmen. Die Bushaltestelle war direkt vor der Tür, wie praktisch. Leider kam weit und breit kein Bus. Vor lauter Langeweile googelte ich ein bißchen in Maps.me und stellte fest, 30 Minuten zu Fuß bis zum Abraham Hostel, welches ich bei Hostelworld im Voraus für 1 Nacht gebucht hatte. Da ich ein ungeduldiger, aber sportlicher Mensch bin, ging ich einfach los. Etwas mulmig war es mir schon im Dunkeln, in der fremden (angeblich so gefährlichen ;-)) Stadt, Ich wanderte durch kleine Straßen, in denen ich nur Ratten begegnete, immer dem Weg nach, den Maps.me mir vorschlug. Irgendwann wurden die Straßen größer, beleuchteter und belebter. Ein paar Junkies lagen an den Seiten. Längst dämmerte es auch. Irgendwann stand ich plötzlich vor dem großen Abraham Hostel. Mein Blick zur Uhr verriet mir, dass ich es nicht probieren brauchte einzuchecken. Mein Bett war sicher noch vom Vorgänger belegt. Ich beschloß mich auf die Suche nach einem Frühstück zu begeben. Natürlich nicht irgendein Frühstück, ich war übernächtigt, vom Winter in Deutschland völlig down, da blieb als erstes natürlich der Strand, ein leckeres Essen am Strand. Keine 30 Minuten später lag ich dann dort, barfuß mit Blick zum immer heller werdenden Himmel auf einer der Relaxing -Flächen, mit meinem Backpack als Kopfkissen, nickte ich ein und wurde wach, als die Sonne immer heißer auf mich schien.
Inzwischen war schon richtig Bewegung am Strand, die ersten Jogger kamen, es wurde geputzt und die ersten Locations öffneten.
In diesem Moment war es das beste Frühstück auf der ganzen Welt. Ich verbrachte den Rest des Tages am Strand.
Auch hier am Strand gab es überall Wlan, also plante ich gleich mal meine Woche etwas durch. Auf dem Weg zum Hostel schlenderte ich noch über den Carmel Markt.
Am frühen Abend checkte ich dann im Abraham Hostel in Tel Aviv ein. Es befindet sich recht zentral, in der Nähe vom Rothschild Boulevard. Mir persönlich war es, jetzt im Nachhinein betrachtet, etwas zu groß, zu unpersönlich. Es gab Frühstück, man wurde satt, aber es war jetzt nicht der Kracher.
In der Nacht schlief ich ruhig. Am nächsten Tag ging es dann auch gleich weiter……..
Reise nach Jerusalem
Ich machte mich auf den Weg zum Busbahnhof. Vom Abraham- Hostel mit dem Bus war das kein Problem. Ich fand mich im Busbahnhof sehr gut zurecht, kaufte mir das Ticket ( seid geduldig in der Warteschlange ;-)) und ergatterte auch einen Platz im Bus. Es fahren ständig Busse von Tel Aviv nach Jerusalem. Die Busse sind auch alle voll, aber auch sehr komfortabel, mit Wifi. Es war eine sehr angenehme Fahrt und ich genoß es, mir das Land anzuschauen.
Angekommen in Jerusalem orientierte ich mich erst einmal und machte mich auf den Weg ins Hostel. Ich kam am Mahane Yehuda Market vorbei und machte gleich einen Abstecher.
Mahane Yehuda Market
Mein Hostel hieß Stay Inn
es lag sehr zentral, war aber schwer zu finden, da es kein einzelnes Gebäude war, sondern in einem normalen Haus integriet. Es stand also nicht an der Häuserfront in big Lettern Stay Inn, sondern ich musste mich an der Hausnummer orientieren. Vom Hostel bin ich sehr begeistert. Fußläufig ist alles Wichtige zu erreichen. Die Altstadt, der Markt, der Busbahnhof, auch ringsherum ist viel los.
Umgebung des Hostels
Trotz dieser Lage, war es nicht laut im Hostel. Das Personal war super freundlich und hilfsbereit. Die Zimmer klein aber fein und sauber.
Mein Zimmer hatte Toilette und Bad separat und alles war blitzeblank. Die unteren Betten hatten einen Vorhang, für eine prima Privatsphäre. Direkt neben meinem Bett stand auch mein Schrank mit meinem Backpack. Am Morgen gab es ein leckeres Frühstück, viel besser als im Abraham Hostel in Tel Aviv. Frisch gestärkt machte ich mich auf den Weg zum Busbahnhof mit dem Ziel- TotesMeer.
Am Toten Meer- Dead Sea ( auf hebräisch heißt es allerdings Salzmeer)
Ich war extrem gespannt und hatte so meine Erwartungen. Was man eben so erfährt im Internet. Am Busbahnhof war wieder eine lange Schlange am Ticketschalter.
Central bus station Jerusalem
Es ist echt der Knaller. Manche Leute haben 5-10 Minuten gebraucht, bis sie ihr Ticket hatten. Ich hatte das Gefühl, das sie ihren ganzen Lebenslauf kund tun. Merkwürdigerweise ging es bei mir dann echt schnell. Gesagt, bezahlt, fertig. Mit dem Ticket in der Tasche geht man dann zur Tür, wo der Bus hält. Natürlich konnte ich von weitem die Schlange sehen. Es ist aber eine ununterbrochene Ankunft und Abfahrt der Busse. Also nicht mal im 30 Minuten-Takt. Ist ein Bus voll, fährt er los und der nächste kommt. Es war wieder ein sehr komfortabler Bus und ich ergatterte auch wieder einen Fensterplatz, denn ich liebe es, mir das Land anzuschauen.
Allerdings gab es auf dem Weg nicht viel zu sehen, außer Sand, Sand, Sand und…… Staub.
Ich fuhr allerdings nicht ins bekannte EinGedi, da ich nicht einschätzen konnte, wie das zeitlich passt, denn ich wollte ja abends wieder zurück. So nahm ich die 1. Station von Jerusalem kommend, Kalia Beach. Als ich den klimatisierten Reisebus an der Haltestelle KaliaBeach verließ, traf mich der Schlag. Ich stand bei 50 Grad mitten in der JudäischenWüste, mitten im Nichts an einer Straße, ohne einen Schimmer wo es lang ging. Ich beobachtete ein paar Leute, die auch keinen Plan hatten. Sie gingen in eine Richtung. In diese Richtung ging ich dann auch, bin ich wenigstens nicht so allein hier in der Wüste. Nach ein paar Meter kam ein Auto von hinten und nahm uns mit. No risk, no fun, unter diesem Motto stieg ich ein. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass es einfach Einheimische waren, die diese Situation, in der ich gerade war, wohl schon von anderen Touristen kannten und sich damit etwas Geld verdienten, sie an den Strand zu bringen. Wir fuhren keine 5 Minuten ( hätte ich locker laufen können, wenn ich gewusst hätte, in welche Richtung ) Als ich ausstieg befand ich mich auf einem Parkplatz, getreu dem Motto, immer hinter der Masse hinterher, ging ich los. Ich kam an ein Gebäude, wo erst einmal Eintritt kassiert wurde.
59,- Schekel, dass entspricht ca. 14,-€,
Touristenpreis, dafür schlafe ich sonst eine Nacht im Hostel. Egal, ich bin gespannt was mich erwartet.
Zuerst kamen viele touristische Bars, Shops und so weiter, ich drängelte mich durch. Plötzlich sah ich es, das #ToteMeer.
Und es machte seinem Namen alle Ehre. Es war absolut tot dort, abgesehen von den ganzen Touristen aus aller Herren Länder war alles tot. Kein Baum, kein Strauch, keine Vögel, kein Wind, nichts, einfacht tot. ( außer Bakterien und mirkobiologische Pilze)
Ich ging direkt zum Meer, ergatterte einen Stuhl und einen Sonnenschirm und versuchte ins Wasser zu gehen. Das war allerdings äußerst schwierig, denn der ganze Boden war eine Matschepampe- vergleichbar mit festen Lehmboden, der oben sehr nass ist. Im Wasser waren Steine, die man nicht sehen konnte, da es hellbraun war. Man musste also ganz langsam, ein Bein vor das andere setzen und hoffen, dass man nicht ausrutscht und das Gleichgewicht verliert. Glücklicherweise ist mir das nicht passiert. Im Wasser, auf dem Rücken liegend, hatte man ein entspanntes Gefühl, auf dem Bauch konnte man sich nicht legen, sofort schnellten die Füße nach oben und der Kopf tauchte unter. Gut, das war dann alles schnell langweilig, denn außer auf dem Rücken zu liegen, ging dort nichts.
Kalia Beach
Manche Menschen schmierten sich ihren Körper mit der Matschepampe ein, alles war dreckig davon, die Stühle, die Liegen, alles. Ich hatte Mühe mich wieder anzuziehen, ohne das ich alles voll matschte. Ich blieb nicht wirklich lange, dann machte ich mich auf den Weg, zurück nach Jerusalem.
Auf dem Rückweg kam natürlich nicht alle 10 Minuten ein Bus. Es verging eine unendlich lange Zeit in brütender Hitze. Ich war froh, als ich wieder im Bus Richtung Jerusalem saß.
Fazit Totes Meer:
Ich war dort, habe gebadet, es hat mir nicht gefallen, ich muss es nicht noch einmal haben.
Die Altstadt Jerusalems
Am nächsten Tag stand ein unbedingtes „Must see“ auf meinem Plan, die Altstadt von Jerusalem. Sie ist ca. 1 km² groß und wird von den Stadtmauern Süleymans des Prächtigen (16. Jh.) umschlossen. Sie gehört zum Unesco Weltkulturerbe. Die Altstadt besteht aus 5 Stadtvierteln:
Christliches Viertel
Muslimisches Viertel
Tempelberg
Jüdisches Viertel
Armenisches Viertel
und aus 8 Toren.
Ich betrat die Altstadt also durch eines der Tore.
Auf den Bildern seht ihr die Stadtmauer von außen. Als ich die Reise dorthin plante, wurde gewarnt in die Altstadt von Jerusalem zu gehen, aber es waren so viele Menschedort, (wahrscheinlich deshalb).
Gleich nach ein paar Metern stand ich plötzlich vor einer bewachten Absperrung.
Leider versperrte diese auch den einfachsten Weg zur Klagemauer, wo ich ja hin wollte. Ich fand trotzdem dorthin, allerdings hätte ich zurück niemals den selben Wg gefunden. Eigentlich ging ich einfach nur der Masse hinterher.
Beeindruckend fand ich, dass dort einfach Leute mit einem Gewehr spazieren. Bißchen komisch fand ich das schon. Irgendwann musste ich noch einmal durch Sicherheitskontrollen- letztes Foto, dann stand ich plötzlich davor.
Klagemauer
Auf dem Rückweg ging ich durch Märkte, irgendwie wurde dadurch die ganze Stimmung verändert. Man wurde angesprochen, Souvenirs wurden angepriesen. Das paßte jetzt nicht so in die Stimmung. War irgendwie plötzlich mediterranes Flair in den Gassen. Von der Altstadt konnte ich zum Hostel laufen. Ich schlenderte noch etwas durch die Straßen Jerusalems, aß etwas Leckeres und ging ins Hostel.
Zurück nach Tel Aviv
Am nächsten Morgen fuhr ich dann zurück nach Tel Aviv. Ich freute mich, auf einen kleinen Strandurlaub.
Diesmal checkte ich ins Little Tel Aviv Hostel ein. Es war nur 5 Minuten vom Abraham Hostel entfernt, eigentlich noch etwas zentraler. Es war ein kleines Hostel, klein aber fein. Es gefällt mir besser, als das Abraham.
Sie haben dort ein sehr nettes Team. Alle sind hilfsbereit. Die Duschen und Toiletten sind im Flur, sehr sauber und nie voll.
Ich erlebte noch ein paar schöne Tage, tagsüber war ich am Strand, begegnete manchmal merkwürdige Gestalten. Schon komisch für uns Mitteleuropäer, wenn dort einfach mal einer mit einer Waffe am Strand wandert.
Abends schlenderte ich durch die Straßen, schaute mir Jaffa an. Rund um den Clock-Tower war abends richtig was los.
Mein Flug nach Berlin ging leider am Sabbat, da machte ich mir schon im Vorfeld Gedanken, aber im Hostel hing eine Liste, wer wann zum Flughafen muss. Es wurden einfach Fahrgemeinschaften gebildet, so war das Taxi echt günstig.
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