Kosovo überraschte mich in jeglicher Hinsicht. Ich kam aus den Süden, von Skopje ( Hauptstadt Nordmazedoniens) und schon an der Grenze wurde ich von den Beamten überrascht, die meine grüne Versicherungskarte nicht akzeptierten. Ich musste für den Kosovo eine eigene Versicherung abschließen. 2 Wochen kosten 15€- das war das Minimum. Der freundliche Versicherungsmakler fragte mich, was ich in Kosovo zu tun habe. Ich will das Land erkunden war meine Antwort. Ich bat ihn um Highlights in seinem Land. Seine Antwort erstaunte mich. Er sagte, es gibt nur große, graue Häuser. Der einzige Ort, den er mir empfehlen kann ist Peja. Ich antwortete ihm: „okay, ich werde nach Peja fahren“
Kosovo ganz knapp erklärt:
* kaum jemand spricht englisch
* Kartenzahlungen werden selten akzeptiert (nur in Supermarkt und Tankstellen)
* Währung ist der Euro ( das hat mich überrascht)
* Sim Karten gibt es nur in speziellen Shops
* Benzin kostet scheinbar im ganzen Land gleich 1.63€ ( 7/22 )
* sehr günstiges Land- ein Café im Restaurant kostet 0,50 – 1,50 €, Mittagessen Rindersteak mit Beilage 5,-€
* das kleinste Land auf meiner Reise
* Grenzübertritt: du benötigst eine eigene Versicherung für den Kosovo, Minimum 15 Tage kosten 15€, die grüne Versicherungskarte wird nicht akzeptiert
Gut, dass ich mir in Mazedonien schon die Karten bei Google Maps herunter geladen hatte, so konnte ich mich ohne Sim Karte schon einmal navigieren. Aus Fehlern lernt man eben. 😂🤪
1. Peja- die Stadt mit der wunderschönen Bergkulisse
Als ich knapp 2 h nach Grenzübertritt in Peja ankam, suchte ich meinen Parkplatz von Park4night und fand ihn im enormen Verkehr nicht, so parkte ich am Krankenhaus. Hier gab es einen riesigen Parkplatz für 2€ – 24 h. Dann machte ich mich auf die Suche nach einer Sim Karte.
Ich wurde von 3 verschiedene Menschen in 3 verschiedene Geschäfte geschickt, die sich jedes Mal als Fehlanzeige herausstellten. So habe ich die Stadt schon mal zu Fuß kennengelernt. In Peja leben fast 50 000 Einwohner, sie ist also nicht sehr groß, allerdings trotzdem die viertgrößte Stadt im Kosovo. Auch hier erkennt man auf den 1. Blick, dass es die Stadt schon unter osmanischer Herrschaft gab. Die osmanische Herrschaft endete 1912. Kurz und knapp die Geschichte im letzte Jahrhundert:
1912 Montenegro übernimmt die Herrschaft
1916 Österreich- Ungarn erobert die Stadt
1918 serbische Truppen nehmen die Stadt ein
nach dem 1. Weltkrieg gehörte sie zu Jugoslawien
im 2.Weltkrieg wurde sie von Albanien besetzt
nach dem 2. Weltkrieg wieder Jugoslawien
1999 im Kosovo Krieg wurde sie zu 80% zerstört
2004 gewalttätige Unruhen weiter zerstört
Aber sie ist auch touristisches Zentrum, es gibt viele Hotels und touristische Attraktionen. Abend wird die Stadt so richtig wach und „es tobt der Bär“
2. Wandern in den albanischen Alpen (Prokletije) und der Rugova Schlucht
Wenn du in Peja bist, dann kannst du die Schlucht schon erahnen. Fahr einfach Richtung Westen, Richtung Berge. Aber Vorsicht, die Straße ist nichts für schwache Nerven. Schaust du auf die Landkarte, ist es die M9. Die Straße durch die Schlucht ist atemberaubend. Die hoch hinausragenden Felswände säumen die asphaltierte, löchrige Straße. Sie führt durch einige Tunnel und eigentlich möchte man immer wieder anhalten, ich habe es mir nicht getraut. An manchen Stellen ist sie einfach abgebrochen und den Berghang hinunter gefallen. Sie wird momentan ( 7/2022) an einigen Stellen geflickt. Dazu fahren Beton- Fahrzeuge hoch und runter. Ich bin mindestens 15 Fahrzeuge begegnet und bin jedesmal vor Schreck stehen geblieben. Fahren können die Fahrer, dass muss man ihnen lassen. No risk, no fun.
Wenn du dann heil oben angekommen bist, entschädigt es dich für alles. Hier gibt es viele Wanderwege, z.B. den „Peak of Balkan„- ein 192 m langen Fernwanderweg, der auf 10 Etappen durch den Kosovo, durch Montenegro und auch Albanien führt. Es gubt sogar einen Klettersteig, einen Gletschersee, auch einen der höchsten Berg des Kosovo- den 2656m hohen Gjeravica-Gipfel. Die Landschaft ist einfach traumhaft und für jeden Bergliebhaber ein Muss. Hier findest du eine Liste mit den höchsten Erthebungen des Kosovo.
Irgendwann kommt die Stunde, in der du wieder zurück musst. Die einzige Richtung ist wieder die M9, denn der Grenzübergang dort oben ist im Zuge des Kosovo Krieges geschlossen worden. Mein Tipp für die Rückweg, wartet ( es dauert nicht lange) auf einen dieser unzähligen Betonmischer, der wird euch den Rückweg erleichtern, denn er macht euch Platz, wenn ihr die ganze Zeit hinter ihm fahrt. 😂 Das war meine Taktik und ich bin viel entspannter efahren, als auf dem Hoch- Weg.
3. Mitrovica- die geteilte Stadt
Mitrovica befindet sich im Norden vom Kosovo, auf meinem Weg nach Serbien. Sie wird durch den Fluß Ibar geteilt. Diese Teilung ist eine Besondere. Der nördliche Teil ist serbisch sprechend, der südliche Teil spricht albanisch. Seit 2008 gehören beide Stadthälften zu 2 Gemeinden. Im Jahre 1999, nach dem Kosovokrieg , wurde Mitrivica in den Südteil mit fast ausschließlich albanischer Bevölkerung (ca. 60.000 Einwohner) und den Nordteil mit überwiegend serbischer (ca. 13.000 Einwohner) Bevölkerung aufgeteilt. Es gibt 2 Brücken über die Ibar, die beide Teile verbindet, momentan jedenfalls😂. Sie wird auch von den KFOR Truppen bewacht, denn es geht nicht immer friedlich zu, das könnt ihr euch vorstellen.
2004 begannen in Mitrovica landesweite Ausschreitungen, so dass sich KFOR-Soldaten und UNO-Polizei den in den serbischen Nordteil der Stadt vordringenden Kosovo-Albanern entgegenstellten. Die Ibar Brücken und alle Straßenverbindungen in den Südteil der Stadt wurden verbarrikadiert. Auch in der umliegenden Landschaft wurden Landstraßen provisorisch versperrt. Seit 2017 ist alles wieder frei zugänglich. trotzdem brodelt es immer wieder dort. Im Dezember 2022 gab es auch wieder Spannungen zwischen den Serben und dem Kosovo. Es wurde geschossen in der Nähe einer serbischen Straßenblockade und Serbien hat seine Truppen an der Grenze in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Kurz davor hatte Kosovo den Antragauf EU Beitritt gestellt.
Was kannst du noch besichtigen, außer dich auf die Spuren der Vergangenheit zu begeben? In der Nähe findest du die Boletin-Festung, das Partisanenmonument und die nach dem Kosovokrieg neu gebaute Zentralmoschee von Mitrovica.
4. Der türkis-grüne Gazivoda See
Ich wollte weiter Richtung Serbien und suchte noch einen Stellplatz. Park4night gibt nicht so viel her, aber ich fand mein Plätzchen. Der Gazivoda- Stausee befindet sich in Kosovo und Serbien, er bildet zum Teil die Grenze. Er liegt auf fast 700m Höhe und ist 100 m tief. Der einzige Nachteil, hast du eine Sim- Karte aus dem Kosovo, hast du keinen Empfang, hast du eine aus Serbien, kannst du auch dort arbeiten, falls du es von unterwegs tust, wie ich. Der See ist ein Traum, schon wenn du ihn das 1. Mal erblickst, kannst du nicht mehr weg schauen. Die Nationalstraße M-22.3 (von Novi Pazar–Mitrovica führt am kompletten See entlang, aber Vorsicht, Google Maps will dir weis machen, dass es keinen Grenzübergang gibt und das du einen großen Bogen fahren musst. Das stimmt nicht, du kannst dort bequem die Grenze Kosovo- Serbien überqueren. Es gibt jede Menge Menschen, die sich dort ringsum den See erholen, aber er ist so groß, dass du ganz sicher ein Plätzchen findest.